KlosterKlaenge

„KlosterKlaenge“ ist eine Konzertreihe in NRW, die in diesem Jahr zum fünften Male stattfindet. NRW ist bis heute kulturell und landschaftlich geprägt von einer Vielzahl bedeutender Kirchen und Klosteranlagen. Aber das Mittelalter hat nicht nur diese prächtigen Bauten hervorgebracht. Es war auch eine Zeit, in der in diesen Klöstern Musik entstand, die in ihrer Wirkung bis heute nicht nachgelassen hat. Originalklang e.V. und Ars Choralis Coeln möchten diese Musik an ihren z.T. entlegenen Entstehungsorten zum Klingen bringen, möchten die jahrzehntelange Forschungstätigkeit von Maria Jonas und den in ihrem Umfeld arbeitenden Musikerinnen in einer groß angelegten Konzertreihe hörbar machen. Hier spielen die Handschriften des Landes NRW wie Codices aus Köln, Essen, Soest und anderen Orten eine herausragende Rolle. NRW besitzt einen großen Reichtum an musikalischen Hinterlassenschaften des Mittelalters sowie einen kaum überschaubaren Bestand an Baudenkmälern. Die Konzertreihe "KlosterKlaenge" will beides zusammenbringen, Verbindungen zu einer Zeit schaffen, die scheinbar lang zurückliegt und dennoch aktuell ist.

 

 

2025

KlosterKlaenge I

Stella Splendens

Freitag, 19.September, 19.30 Uhr, Sankt Felizitas, Vreden
Samstag, 20.September, 19.00 Uhr, Sankt Agnes, Eitorf-Merten

Das Benediktinerkloster Santa Maria de Montserrat (bei Barcelona) ist bis heute ein wichtiger Wallfahrtsort der Marienverehrung in Katalonien. Das berühmte Manuskript „Llibre Vermell“ entstand um das Jahr 1399 und enthielt ursprünglich 172 Blätter, von denen 36 im Laufe der Jahrhunderte verloren gingen oder zerstört wurden. Von den 137

erhaltenen folia enthalten 12 Lieder und Noten (fol. 21v bis 27r). Der heutige Titel der Handschrift bezieht sich auf den roten Einband, in welchen die Seiten im 19. Jahrhundert gebunden wurden. Da es in Montserrat keine Übernachtungsmöglichkeiten gab, mussten die Pilger die Nacht in der Kirche verbringen. Sie verwandelten so den liturgischen Raum in eine Pilgerherberge. Die Lieder des Llibre Vermell waren dafür gedacht, die traditionellen säkularen Lieder und Tänze der feiernden Pilger während der Andacht zu ersetzen. Um dies zu erreichen, haben diese Lieder teils einen volkstümlichen Klang.

Ergänzt wird unser Programm durch einige Cantigas de Santa Maria, die unter der Anleitung des kastilischen Königs Alonso X El Sabio (Der Weise) im 13. Jahrhundert entstanden. Sie stellt die größte Sammlung iberischer Dichtungen mit überlieferten Melodien dar. Die 420 Lieder, von denen 356 narrativen Charakter haben, bilden eine der umfangreichsten Sammlungen von Marienmirakeln in einer Volkssprache überhaupt. Ohne Zweifel hat der König selbst auch einige der Lieder beigesteuert, man vermutet mindestens 17. Einige Melodien wurden neu komponiert, ein größerer Anteil jedoch wurde von anderen Liedern übernommen (Kontrafakta). Vermutlich wirkten dabei Einflüsse aus dem arabischen und westlichen Kulturraum zusammen.

 

KlosterKlaenge II

Freitag, 10.Oktober, 19.00 Uhr, Friedenskirche, Köln-Ehrenfeld

Sonntag, 12.Oktober, 17.00 Uhr, Herz-Jesu-Kirche, Oberlohberg, Dinslaken

Nostre Dame - عذراء - مريم العذراء - Unsere Liebe Frau

Das einstimmige Repertoire der Notre Dame Schule, Paris 13. Jh. im Dialog mit 

irakischen Maqam

mit Bassem Hawar - Djoze, Rageed Williams - Ney und Cora Schmeiser - Gesang

 

 

‘Was Prophezeiungen verkünden und Mysterien flüstern’ –

Unsere liebe Frau, Maria oder Maryam, wird in vielen Kulturen als Gottesgebärderin und Schützerin aller Lebewesen verehrt. Sie steht für die Schöpfung aller Lebewesen, Pflanzen, Tiere und Menschen. 'Am Abend erhellt der Morgenstern, Maria, den Schatten des Wortes und überwindet diesen, damit sie uns umarmt.'

Im Neuen Testament und im Qur’an begegnen wir das Gestalt Mariens als Mutter eines Sohnes namens Jesus. Mit dem erwachenden Mittelalter erhält sie die Gestalt der Mutter Gottes und auch der Himmelsherrscherin – jeder greifbaren Stofflichkeit entrückt, bar aller Schwerkraft. Aus dieser distanzierten Darstellung der Jenseitigkeit tritt im Verlauf des 13.Jahrhunderts das Marienbild der französischen Kathedralen heraus und begibt sich in eine größere Nähe zur Welt, hin zum Menschen.

Auf der Suche nach musikalischen Verehrungen erklingt Musik aus der Notre Dame Schule in Paris von Philipp dem Kanzler (nach 1160-1236), von der Rheinländerin Hildegard von Bingen (1098-1179), sowie persischen und europäischen Texten.

Ein Programm, in dem Maqam und gregorianischer Modus sich treffen und verschmelzen.

 

KlosterKlaenge III

Klangwerkstatt - November, 6.11. - 9.11., Kolumba, Köln
Kassia & Hildegard von Bingen
mit Michael Eberle, Bassem Hawar, Lucia Mense, Cora Schmeiser, Ars Choralis Coeln,
Workshopteilnehmende
Wir widmen die Klangwerkstatt den beiden ersten Komponistinnen des Abendlandes. Die eine lebte in Konstantinopel im 9. Jahrhundert, die andere in Bingen am Rhein im 12. Beide waren Äbtissinnen, Komponistinnen und Schriftstellerinnen. Hildegard hinterließ uns den größten zuordenbaren Musikkorpus des Mittelalters. Einige von Kassias Liedern sind noch heute in griechisch-orthodoxen Gottesdiensten zu hören. Beim Hochzeitszug des Kaisers Theophilus im Mai 826 soll Kassia wegen einer geistreichen und selbstbewussten Antwort auf die theologische Bedeutung der Schöpfung der Frau vom Kaiser nicht als Braut ausgewählt worden sein. Hildegard von Bingen würde man heute als ein Universalgenie bezeichnen, das auch politisch aktiv war. Sie waren zwei selbstbewusste, intelligente Frauen, die das patriarchalische Umfeld herausforderten und ihre Ziele durchsetzen konnten. In das byzantische und uns fremde Repertoire wird uns der Musikwissenschaftler und Sänger Michael Eberle einführen und wir werden sie im Dialog mit der Musik der Hildegard von Bingen setzen.

KlosterKlaenge IV

Samstag, 15. November, 11.30 Uhr, Marktmusik in der Maxkirche, Düsseldorf

Sonntag, 16. November, 15.00 Uhr, Kloster Marienfeld, Harsewinkel

Vanitas

Musik aus der Zeit des 30-jährigen Krieges

mit Arthouse und Ars Choralis Coeln

           

KlosterKlaenge V

Freitag, 21. November, 18.00 Uhr, Neu-St.Thomä-Kirche, Soest

Samstag, 22. November, 20.15 Uhr, Klosterkirche Stiepel, Bochum

Musik aus Paradiese

Die mittelalterlichen Handschriften der Dominikanerinnen aus dem Kloster Paradiese bei Soest

mit Ars Choralis Coeln

 

Die vier Handschriften des Klosters Paradiese, die heute alle in der Landesbibliothek Düsseldorf liegen, fallen durch eine reiche Bildfülle auf. Sie sind ein außergewöhnliches Zeugnis der Fähigkeiten, der dort im Kloster ansässigen Dominikanerinnen, denn sie wurden von den Nonnen selber geschrieben und nicht nur kostbar illustriert, sondern auch mit über 1000 lateinischen Kommentaren versehen, die ein spezifisch klösterliches Wissen erkennen lassen. Bei den Handschriften aus Sa Kloster Paradiese gibt es Auffälligkeiten, die darauf hinweisen, dass einige Texte der Sequenzen von den Nonnen selber geschrieben worden sind. Das hat auch die Auswahl der Lieder für das heutige Konzert beeinflusst: wir werden u.a. fünf Sequenzen singen - aber auf nur drei Melodien! Denn die Melodien waren schon vorhanden und wurden für neue Texte gerne weiter benutzt.

 

 KlosterKlaenge

werden veranstaltet von Originalklang e.V. mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung NRW, der Kulturförderung des Landes Nordrhein-Westfalen (2020-2024), der Stadt Köln und der Freunde und Förderer von Ars Choralis Coeln e.V.