Letare Germania

Musik des Mittelalters für Elisabeth von Thüringen

 

Elisabeth von Thüringen, eine der berühmtesten Frauengestalten des deuschen Mittelalters, war als ungarische Königstochter mit dem Thüringer Landgrafen Ludwig IV. vermählt worden. Noch als verheiratete Adlige wandte sie sich der in den Städten aufkommenden religiösen Armutsbewegung zu, deren Ziel ein mildtätiges Leben in Armut und Askese war. Nach dem Tod ihres Mannes gründete sie in Marburg ein Hospital (-> Marburger Bund!), in dem sie, ohne feste Bindung an einen orden, selbst tätig war. Die hl. Elisabeth steht in einer Reihe vornehmer Frauen, unter ihnen auch Klara von Assisi, die seit Beginn des 13. Jahrhunderts eine möglichst radikale Nachfolge Christi anstrebte.

Zur Musik dieses Programms
Die Verehrung der Heiligen Elisabeth fand bereits wenige Jahrzehnte nach ihrem
Tod und ihrer Heiligsprechung in eindrucksvollen, ausdrucksstarken Werken. Der Aufbau unseres Programms spürt dem Aufbau einer Vesper nach mit Antiphonen, Responsorien, dem Magnificat und Hymnen. Musikalische Zeugnisse ihrer großenVerehrung geben mehrere überlieferte Elisabeth-Offizien. Sie entstanden um 1300 und befinden sich u.a. in zwei Antiphonaren der Kölner Dom- und Diözesan-Bibliothek.

Neben den Werken des Offiziums erklingen in diesem Programm auch einige
italienische Laude, die dem heiligen Franziskus gewidmet sind. 1397 gründete Angelina von Marsciano in Foligno (nahe Assisi/Italien) den Ordo Sanctæ Elisabethæ, die ”Elisabethaninnen”, die nach den Regeln der Franziskaner-
Tertiaren, des Dritten Ordens des Heiligen Franziskus, lebten. Die Franziskaner-
Tertiaren haben ihren Ursprung in Bruderschaften, die unter dem Eindruck des
heiligen Franz von Assisi beschlossen, christliche Vollkommenheit gemäß dem
Evangelium in der Welt zu leben. Diese Bruderschaften (Laudesi) zogen in
feierlichen Prozessionen durch die Straßen und sangen Lieder zum Lob die Jungfrau Maria und anderer Heiliger. Die Lieder sind klingende Zeugnisse einer tiefen Volksfrömmigkeit und geben uns heute mit ihren Melodien und Texten in der Sprache des Volkes, einen Einblick in die innige Spiritualität und tiefe Emotionalität ihrer Zeit, in der auch die heilige Elisabeth von Thüringen lebte und wirkte.

In einer ungewöhnlichen spätmittelalterlichen Darstellung sehen wir Elisabeth als Patronin der Franziskaner-Tertiaren, die drei knieenden Tertiaren Unterweisungen erteilt, darunter auch einem älteren Mann. Dass Frauen lehren und unterweisen könnten ist eine für die Zeit um 1400 absolut ungewöhnliche Vorstellung. Dass Elisabeth von Thüringen in dieser herausgehobenen Rolle gezeigt wird, zeugt von ihrem hohen Ansehen und von der über Jahrhunderte wirksamen Prägekraft einer einzigartigen, charismatischen Persönlichkeit.

 

 

ARS CHORALIS COELN
Ltg. Maria Jonas

Gesang
Karolina Brachman, Stefanie Brijoux , Maria Jonas, Uta Kirsten, Petra Koerdt, Pamela Petsch, Elodie Mourot

 

Gesang und Drehleier
Juliane Philine Rothmaler

Flöten
Lucia Anna Elisabeth Mense

Harfe, Zimbeln und Gesang
Amanda Simmons

 

Fidel und Glocken
Susanne Ansorg