CYPRESSUS, CEDRUS, PALMENBOUM

Frauenlobs Kreuzleich

 

Der um 1250 in Meißen geborene Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, bereiste als fahrender Lied- und Spruchdichter die Fürstenhöfe und war einer der wichtigsten deutschen Dichter des Spätmittelalters. Die Meistersinger sahen in Frauenlob den bedeutendsten und berühmtesten der Alten Meister, er war der Begründer ihrer Kunst. Sie bewahrten sein Andenken bis in das 18. Jahrhundert. Die Überlieferung schreibt, dass nach seinem Tode (29.11.1318) in Mainz zahlreiche weinende Frauen seinen Sarg zur letzten Ruhestätte begleiteten.

 

Der Begriff „Leich“ begegnet uns in mittelhochdeutschen Dichtungen im Sinne von: Gesangsstück mit Instrumentalbegleitung. Er gehört neben dem Minnesang und der Sangspruchdichtung zu den drei Haupttypen der Lieddichtung des Mittelalters. Frauenlob schrieb zwei Leichs: einer zu Ehren Mariens, den sogenannten „Marienleich“, den anderen widmete er dem Kreuz und dieser heißt darum „Kreuzleich“. Beide Leichs befassen sich mit dem Thema: „Die Minne und die Welt. Damit gemeint ist das Verhältnis von ewiger himmlischer Liebe zur endlichen, irdischen Welt.

 

Unabhängig von dem zentralen Gedankens der Erlösung der Menschheit durch das Kreuz, setzt sich die Hälfte der zweiundzwanzig Strophen des Kreuzleichs aus Themen der Dreifaltigkeit und der Unschuld zusammen. Der Lobpreis des Kreuzes beruft sich auf die grundlegende Einigung vom Niedergang und der Erlösung. Frauenlob bezieht sich dabei auf die Legende von Adam, welcher seinen Sohn Seth vom Sterbebett aus losschickt, um einen Ast vom Paradiesbaum zur Heilung zu holen. Seth kommt zu spät zurück und pflanzt den Spross auf das Grab seines Vaters, wo er zu einem mächtigen Baum emporwächst und später erst als Torpfosten in Salomons Tempel, dann als das heilige Kreuz dient. Folglich ist der Baum des Lebens wie auch der Baum des Todes körperlich und symbolisch der gleiche. Am meisten überrascht die Deutung des Kreuzes als Mutter, wie es in einem Lied heißt. Maria, die Jungfrau und Mutter, klagt am Kreuz, verflucht es und versucht mit dem Kreuz in Kontakt zu treten. Letztendlich kommt Frauenlob zu dem Schluß, dass das Kreuz mit Maria gleichzusetzen sei, da er in diesem Kontext keine Erlösung ohne die Omnipräsenz von Fruchtbarkeit (Maria) erkannte.

 

                  Des Christentumes Weideland -
                 
da hab ich das Kreuz eine Frau genannt.
                 
Sie gebar das lebende Leben,
                 
trug ein Kind ganz unbefleckt, behaupte ich eben.

 

In unserem Programm werden neben Frauenlobs Kreuzleich auch zwei Gregorianischen Hymnen zu hören sein, die in der Karwoche gesungen werden.

 

 

PROGRAMM

Hymnus Dominica in palmis: Gloria laus et honor tibi sit

         Gregorianischer Hymnus zu Palmsonntag

Der Regenbogenton

         Instrumentalstück Lucia Mense, Elisabeth Seitz , Susanne Ansor

 

KREUZLEICH I

• Lied 1:     Wie wunder wernder süze ursprinc                           

• Lied 2:     Wie vor der zit geselle          

• Lied 3:     Sam von der sunnen tut der schin

• Lied 4:     Den sun David in geiste gicht        

• Lied 5:     Sprich, vaterlich persone                

 

Der Elfenton  

         Instrumentalstück Elisabeth Seitz, Susanne Ansorg, Lucia Mense
 

KREUZLEICH II

• Lied 7:     Wer nerte, Jona, dich in visches wamme?        

• Lied 8:     Isaias, wer was der seraph, der sich dir erscheinte            

• Lied 12:   Der blumen glanz gar sunder schranz belibet                     

• Lied 16:   Stoz uf die hant!                  

• Lied 17:   Cypressus, Cedrus, Palmenboum                     

 

Der Trüffelton

         Instrumentalstück Susanne Ansorg, Lucia Mense, Elisabeth Seitz
 

KREUZLEICH III

• Lied 18:   Got sin öl und sinen cresem                            

• Lied 19:   Sust wart der tot erwecket            

• Lied 22:   Becriste, criuze, uns cristen                    

 

Hymnus in honore Sanctae Crucis            

         Gregorianischer Hymnus zu Karfreitag