Das spirituelle Feuer des Mittelalters
"Die ganze Welt ist erfüllt von Klang und jedes Geschöpf hat einen Ton."
Hildegards kompositorischen Fähigkeiten - Schöpfungen aus ihren Visionen - waren seit den späten 1140er Jahren bekannt. Im 12. Jahrhundert, einer Zeit, in der die meisten Werke von anonymen Autoren stammen, hinterließ Hildegard den größten Bestand eindeutig zuschreibbarer Musik: liturgische Gesänge, die in der Klostergemeinschaft Teil des täglichen Stundengebetes waren und die später unter dem Titel "Symphonia armoniae celestium revelationum" (Symphonie der Harmonie himmlischer Offenbarung) zu einem Zyklus zusammengefasst wurden.
Hildegards mystische Visionen führen tief in die innerste Mitte der Schöpfung. In ihrer Musik, in ihrer Schau von Licht- und Klangerscheinungen strebt sie die "Unio Mystica" an, die himmlische Vereinigung mit Gott. Erst im hohen Alter beschreibt Hildegard, wie sie ihre Visionen empfängt: Es sind Zustände, in denen "die Seele emporsteigt" und die sie "ohne Vermittlung meiner fünf Sinne" und "ohne jemals die Bewusstlosigkeit einer Ekstase erlitten zu haben" erfährt.
Hildegards umfassendes Welt- und Menschenbild zeigt sich in besonderer Weise in ihren Liedern, ihren "Symphoniæ". Im Gesang erkennt Hildegard eine Möglichkeit, die seelischen und emotionalen Kräfte des Menschen zu wecken und auf sie einzuwirken, denn die Seele des Menschen ist nach göttlichem Abbild klingend gestaltet und damit „symphonisch“ gestimmt: "anima symphonialis est". Hildegard weist hier auf den vielschichtigen Begriff vom harmonischen Aufbau der Seele hin: Sie ist Abbild des gewaltigen Kosmos, einer "musica mundana", der Harmonie aller Sphären. "Und so hat jedes Element seinen eigenen Klang, einen Urklang aus der Ordnung Gottes." Auch des Menschen Seele hat "tief in sich diesen schön geordneten Urklang, und sie ist selber die Melodie des so schönen Klanges".
Sonntag, 22. 9., Chemnitz
Musik aus dem Llibre Vermell, Ars Choralis Coeln
Manibus et pedibus - Mit Händen und Füßen
Cora Schmeiser - Gesang
Werke von Philipp dem Kanzler, Giuliano Bracci, Hildegard von Bingen, John Cage, Hans
Arp und Daniil Charms
Freitag, 27.9., 19.30 Uhr, Martinikirche Krypta, Emmerich
Samstag, 28.9., 19.00 Uhr, Kapelle, Soest
Sonntag, 29.9, 15.00 Uhr, Seligenthal
Sonntag, 13.10., Salzburg, Österreich
Ordo Virtutum
Hildegard von Bingen
ear for EAR
Hildegard von Bingen & John Cage
Ars Choralis Coeln
Freitag, 25.10., Maxkirche, Düsseldorf
Samstag, 26.10., 18.15 Uhr, Langenhorst
Sonntag, 27.10., Kolumbarium, Köln